Auf zum Polarkreis.

Zusammen mit den beiden Norwegern verlasse ich nach dem Ruhetag Umbukta. Der Aufenthalt hier hat sowas von gut getan und so geht es nun mit geladenen Akkus zur Sauvasshytta. Der Weg hinter der Fjellstue hat es ordentlich in sich, denn wir machen sofort gut Höhenmeter. Hinzu kommt das es die letzten beiden Tage fast nur geregnet hat und der Weg so richtig durchgeweicht ist. Ich bin in meiner Hardshell am ölen und bin froh als der dicke Anstieg hinter mir liegt. Dafür wird man aber nochmal mit Aussicht auf Umbukta belohnt.

Ein letzter Blick zurück nach Umbukta

Die Berge um uns herum hüllen sich in Wolken und es nieselt. So geht es mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze durch diese tolle Landschaft.

Am Vestre Sauvatnet trennen sich die Wege der beiden Norweger und mir. Sie wollen nun ein Stück querfeld laufen und ihren Weg abkürzen. Denn sie müssen hinunter ins Dunderdalen um ihre Vorräte aufzufrischen. Ich laufe weiter entlang des Weges.

Keine halbe Stunde später kann ich oben auf dem Berg auch schon die Sauvasshytta sehen. Der Aufstieg ist recht einfach und so bin ich um noch nicht mal 14 Uhr an der Hütte.

Zur nächsten DNT Hütte, der Kvitsteindalstunet, wären es nochmals 17 Kilometer. Ich muss ja nicht alle Energie am ersten Tag wieder verbrauchen und so beschliesse ich den Tag hier auf dieser schönen Hütte mit einer fantastischen Aussicht.

Zwischendurch kommen immer wieder Wanderer herein die auf Tagestour sind. Alle kommen aus dem Plurdalen herauf und die meisten sind auf dem Weg hier her Anders und Susanne begegnet und so werde ich von fast allen zu meiner Norge på langs Wanderung ausgefragt.

Am Abend fällt die Temperatur auf unter acht Grad. Es war die letzten beiden Tage nicht warm, aber nun scheint der Sommer eine Pause einzulegen. Oder sind das nun die ersten Anzeichen des Herbstes? Schliesslich nähere ich mich gerade dem Polarkreis.

Ich beschliesse nochmals etwas vor die Tür zu gehen. Es hat aufgeklart und nur die Gipfel hüllen sich wieder in Wolken. Es ist einfach nur schön auf einem Hügel oberhalb der Hütte zu sitzen und in diese Landschaft zu schauen.

Der nächste Tag präsentiert sich im tristen Grau. Die Wolken hängen tief. Im Sauvasskardet kann ich kaum noch den Vestre Sauvatn sehen und es hat sich ordentlich abgekühlt. Nur noch sechs Grad sind es und es nieselt ganz fein.

Der Sommer scheint definitiv eine Pause einzulegen und ich bekomme offenbar schon mal einen Vorgeschmack auf einen nordischen Herbst am Polarkreis.

Um kurz nach acht bin ich draussen und steige langsam auf. Der Fels ist durch den Regen gut rutschig und so wähle ich meine Tritte mit bedacht. Am höchsten Punkt der Tagesetappe mit 1085m wird die Sicht so schlecht das ich mich von einer roten Markierung zur anderen hangel.

Dann führt mich der Weg aber langsam hinunter zum Melkfjelltjønnan, einem See um den ich herum muss. Beim Abstieg begegnen mir zwei Holländer die auf dem Weg nach Umbukta sind. Sie beklagen sich über den vielen Regen. Ich entgegne nur mit dem Satz „typisch norwegisches Wetter“.

Der Weg zum See geht ziemlich steil hinunter und nun wechselt der Untergrund von felsig auf schlammig. Zu allem Überfluss fängt es noch ordentlich an zu schütten. Hinter dem See steige ich nochmal auf und ich müsste eigentlich den Kallvatnet vor mir im Tal sehen, aber da ist nur eine braune Fläche. Es dauert ein wenig bis ich kapiere das dieser kahle braune Fläche eigentlich der See ist.

Ich steige langsam in das Sandtjønndalen ab. Durch das viele Wasser heute haben meine Schuhe keine Lust mehr und lassen nun langsam Wasser ins innere hinein. Super!

Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zur Hütte.

Ich werde wohl den Tag nach 17km dort beenden, da ich nicht weiss in welchen Zustand die nächste Schutzhütte ist.

Bei DNT Hütten die weiter als 20km auseinander stehen gibt es immer wieder eine kleinere Schutzhütte dazwischen.

Diese Schutzhütten haben nicht den Standard der DNT Hütten und sind meist nur mit Bänken, einem Tisch und Ofen ausgerüstet. Alternativ kann auch eine Kota auf halben Wege stehen. Diese Koten haben dann sogar nur einen Ofen oder eine offene Feuerstelle.

Ich steige auf das Litlumfjellet und weiter auf das Nordumfjellet auf und sehe am Abstieg nun schon die Kvitsteindalstunet im Tal zwischen den Bäumen. Die 120 schlammigen Höhenmeter haben es nochmal kräftig in sich und so rutscht man mehr als das man geht. Meine Schuhe haben ihren Dienst nun endgültig quittiert und es schmatzt nur so im inneren. Ich hätte eben nicht durch jeden Bach latschen sollen. Das rächt sich jetzt.

Keine zwanzig Minuten später stehe ich vor der kein Jahr alten Kvitsteindalstunet. Die Hütte ist der absolute Hammer. Hochmodern eingerichtet und mit grossen Panorama Fenstern im Erdgeschoss und im Obergeschoss.

Neue Kvitsteindalstunet

Die paar Besucher die da sind verschwinden einige Zeit später auch wieder und so habe ich wieder mal die ganze Hütte für mich.

Für den nächsten Tag habe ich mir vorgenommen vor acht Uhr zu starten. Es sind bis zur Virvasshütte 22 km und ich glaube zu erahnen was mir nach den letzten Regentagen bevor steht.

Über Nacht hat es aufgehört zu regnen und es hat aufgeklart. Ich starte dennoch in voller Regenmontur. Der Weg führt mich ein paar hundert Meter entlang der Litlumelva. Über den Fluss geht eine große Brücke und ich hatte mir schon einen Kopf gemacht wie ich dort hätte rüber kommen sollen.

Aber nur ein Stück hinter der Brücke ist ein Bachlauf. Normalerweise würde der wohl kein Problem darstellen, aber durch den Regen der letzten Tage ist er stark angeschwollen. Ich schau mich um ob ich irgendwo rüber komme ohne die Schuhe auszuziehen, aber ich kann wohl lange suchen und so setze ich den Rucksack ab und fang an Gamaschen und Schuhe gegen die Crocs zu tauschen.

Das Wasser ist saukalt aber jeder Schritt muss sitzen, denn die Steine sind extrem rutschig. Kurzfristig geht mir das Wasser bis zu den Knien, aber dann bin ich endlich auf der anderen Seite. Ich ziehe Schuhe und Gamaschen wieder an und laufe weiter. Doch nur einige hundert Meter wiederholt sich das Spiel. Der nächste Bach über den ich normalerweise mit einem Satz rüber kommen würde ist randvoll. Wieder setze ich den Rucksack ab und schäle mich aus den Sachen. Nun befestige ich die Gamaschen direkt am Rucksack, denn es dauert immer ewig sie an und aus zuziehen. Auch dieser Bach geht mir bis zu den Knien und das Wasser zerrt ordentlich an mir.

Auf der anderen Seite angekommen hänge ich mir die Crocs an die Seiten des Rucksacks um besser dran zu kommen wegen des Raincovers. Es geht über schmierige Felsplatten und ich versuche so gut wie möglich auf dem grün zu bleiben und den Fels zu meiden. Um mich herum steht alles Unterwasser und ich denke mir das es wohl ein echt langer und anstrengender Tag werden wird.

Teilweise sinke ich bis über die Knöchel im Wasser ein und ich befürchte das meine Schuhe bei den Wassermassen bald Schiffbruch erleiden werden.

Es geht nun immer entlang der Kvepsendalselva und ich steige weiter auf. Der Weg wird kurz vor der Kvefsendalskoja etwas besser, nur kann ich nochmals die Schuhe ausziehen. Einer der Zuläufe des Flusses kreuzt meinem Weg. An der Schutzhütte angekommen mache ich Pause und feuer den Ofen an um meine Schuhe und Socken etwas zu trocknen. So langsam kommt doch Feuchtigkeit durch. Ich bin irgendwie froh das ich am Vortag nicht mehr bis hierher gelaufen bin. Das es keine Betten sondern nur Bänke gibt auf denen man schlafen könnte wusste ich. Aber die ganze Hütte stinkt nach nassen Hund. Ich halte es in der Hütte auch nur eine halbe Stunde aus und verschwinde wieder.

Es geht entlang einiger Seen und dann führt mich der Weg langsam abwärts in Richtung des Stabburbekken. Der Weg wird immer schlammiger und bei Fluss der die Talsohle durchfliesst angekommen fängt es nun auch wieder an zu regnen.

Bei dem Fluss verschätze ich mich mit der Tiefe total und stehenplörlich bis zum Schienbein im Wasser. Du blöder Ochse denke ich mir und hüpfe wie ein wilder zum Ufer hinüber und springe in die Böschung und bleibe laut lachend liegen.

Zum Glück hatte ich an der Nothütte die Gamaschen wieder angezogen und so bleiben meine Füsse vom schlimmsten verschont.

Es geht weiter durch Mannshohe Sträucher und ich erreiche endlich die nächste Nothütte, eine Kote. Eigentlich wollte ich dort Pause machen, aber das Dingen ist so zugemüllt das ich weiter laufe und nun zum Vardfjellet aufsteige.

Mehr als zwei drittel des Weges ist geschafft und ich mache an einem Felsen mit Sicht zurück Pause.

Dann geht es die letzten Kilometer über den Berg. Der Regen wird immer heftiger.

Dann sehe ich aber endlich vom Berg aus hinunter auf den Virvatnet und die Virbasshytta hinunter und keine halbe Stunde später stehe ich total durchnässt vor der grossen Hütte.

Virvatnet

Beim Blick hinein haut es mich fast um. Der Aufenthaltsraum ist ordentlich gross. Aber in der Ecke steht ein riesiges Sofa in L Form. Aber Brennholz ist nicht ein Krümel mehr da. Bevor ich überhaupt Wasser holen gehe suche ich den Schuppen mit Brennholz. Dort angekommen wird mir auch klar warum kein Holz mehr in der Hütte ist. Das Zeugs muss man hier nämlich selber spalten.

Ich fange an mir Anfeuerholz zu spalten und danach kommen die Scheite dran. Irgendwann bin ich endlich fertig und gehe Wasser holen. Es ist mittlerweile fast 19 Uhr als ich mich endlich mit einem Tee und einem Beef Stroganov von LyoFood auf das riesige Sofa fallen lasse.

Gegen halb acht Uhr kommt noch drei Norweger rein die zum angeln unterwegs sind. Kaum auf der Hütte zischen sofort die Bierdosen und ein paar kurze stehen auf dem Tisch. Gegen neun als ich gerade ins Bett verschwinden will kommt noch ein norwegisches Pärchen, die in ihren Rucksack gefühlt nur Sekt und Wein haben. Er hat ein Organ wie ein Marktschreier und ein dröhnendes lachen. Die fünf scheinen sich zu kennen.

Irgendwann um Mitternacht wird mir der Trubel echt zu bunt und ich gehe in die Stube und frage ob sie nicht etwas leiser sein könnten. Schliesslich will ich am morgen früh los. Ich werde direkt ignoriert und erst auf ein halb gebrülltes HALLO! reagieren die fünf. Wirklich leiser werden sie nicht, aber irgendwann schlafe ich ein. Um fünf werde ich dann vom schnarchen nebenan wach. Ich stehe auf und mache mich langsam fertig, wobei ich wohl noch so verschlafen bin, das ich gegen alles vo laufe und mir auch alles aus der Hand fällt und zu Boden Kracht. Irgendwann guckt auch das Mädel aus dem Nebenzimmer um die Ecke und schaut mich schlaftrunken an und fragt ob ich nicht etwas leiser sein kann. Vor Schreck fallen mir meine Wanderstiefel aus der Hand und ich zucke mit den Schultern. Sie schüttelt nur den Kopf, murmelt irgendwas und schliesst wieder die Tür.

Um sieben mache ich mich dann auf den Weg. Der Regen vom Vortag hat aufgehört und es hat komplett aufgeklart. Angenehm frisch ist es mit 12 Grad.

Virvasshytta

Ich laufe in Richtung See und folge links ab dem Wanderweg der mich hoch zum Gaffelfjellet bringt. Aber erstmal müssten fast 240hm überwunden werden.

Der Anstieg ist recht ordentlich und ich komme trotz der kühlen Luft schnell ins schwitzen, aber ich kriege wie immer bei diesen Anstiegen ganz grosses Kino geboten. Rechts liegt das Tal mit Stabburbekken und dahinter die Berge des Junkerfjellet aus denen sich gerade die letzten Wolken lösen. Vor mir liegt der Virvatnet und dahinter und zu meiner linken blicke ich nach Schweden. Ich steige noch etwas auf und der See verschwindet aus meiner Sicht.

Nun folge ich für Kilometer über das Virvassfjellet und es stehen noch einige Höhenmeter an, aber der Weg macht einfach nur Spass zu laufen.

Zum Mittag hin wird es Zeit für eine ausgedehnte Pause. Ein Stück hinter der Auronasa finde ich einen Platz mit Bach der perfekt zum pausieren ist.

Von hier blicke ich wieder hinüber zum Junkerfjellet.

Es geht nun langsam Abwärts zum Sør Randalen und es steht das letzte drittel der Tagesetappe an. Der Weg geht immer besser zu laufen und ich fliege förmlich zum Tal hinab.

Am Taleinschnitt angekommen sehe ich wie die Randalselva bei einem Stauwerk in die Erde verschwindet und Schilder weisen darauf hin das man dem Damm nicht näher als 100m kommen soll, da hier mit gewaltigen Entlüftungs Explosionen rechnen muss. Der Wanderweg des DNT führt zwar noch eine ganze Zeit links entlang des Tales und dann über eine Brücke auf die andere Seite, ich aber folge dem Trampelpfad direkt hinunter zum Stauwerk und quere den ausgetrockneten Fluss in einiger Entfernung zu diesem. Dies spart einiges an Zeit, da man so direkt auf der anderen Seite zu einem Feldweg kommt zu dem einen auch der DNT Weg einen irgendwann führen würde.

Nun geht es noch fünf Kilometer entlang des Feldweges bevor mich für ein kurzes Stück der Wanderweg zurück hat. Aber dieses letzte Stück Wanderweg hat es nochmals in sich. Am Ende geht es dann gut 60 hm ziemlich steil hinunter ins Tal und zur E6 wo sich die Bolnastua befindet.

Die Hütte ist obwohl sie direkt an der E6 liegt sehr schön. Eigentlich muss man ja Hütten sagen, da neben der alten Bolnastua vor einigen Jahren die neue Bonahytta gebaut wurde. Ich beziehe jedoch die ältere Hütte. Find ich diese doch gemütlicher.

Bolnastua

Ich starte früh am kommenden morgen von der Bolna. Heute steht das passieren des Polarkreises an. Ein Ereignis das für mich fast gleichbedeutend mit dem erreichen meines Zieles hoch im Norden ist. Am Abend zuvor war ich noch am überlegen ob ich entlang der E6 zum Polarcirkelsenter laufen und dort den Polarkreis überschreiten möchte, oder lieber den längeren Weg durch das Saltfjell nehmen will. Beide Routen haben ihren or und Nachteile. Geht die eine Route nur entlang der Strasse und zum total überrannten Polarcirkelsenter, gebe es dort mal was anderes als Trockenfutter und ich könnte schon am Abend auf der Lønsstua sein. Die Route durch das Saltfjell ist definitiv die schönere, weisst aber bedeutend mehr Höhenmeter auf. Aber dort werde ich sicherlich alleine sein wenn ich den Polarkreis überschreite.

Ich entscheide mich trotz der Schlechtwetter–Prognose für das Saltfjell und mache mich direkt hinter der Bolna an den Anstieg. Ein paar Meter weit führt mich der Weg direkt über die Bahntrasse der Norwegischen Eisenbahn. Ich grüble erst etwas ob es sein kann das ich direkt über die Schienen soll, aber die nächste Markierung ist direkt gegenüber und einen anderen Weg gibt es nicht.

Also schnell über die beiden Gleise rüber und ran an den nächsten Anstieg.

Der Anstieg geht vom laufen her und schon bald wird das Terrain ebener. Hinter mor durch das Tal schlängelt sich die E6 und die LKWS die durch das Tal donnern höre ich bis hier her.

Der Weg ist wieder fantastisch zu laufen und ich kann bald schon aus der Ferne die Raufjelldalskoia sehen.

Polarkreis in Sicht!

Kurz vor Mittag passiere ich den Polarkreis an der Raufjeldallskoia. Die Emotionen übernehmen die Kontrolle und ich ich habe vor Freude Tränen in den Augen. Ich habe es tatsächlich bis über den Polarkreis geschafft! Ich schreie meine ganze Freude und Anspannung heraus und springe an dem Schild herum. Zum Glück sieht mich keiner, man könnte mich für durchgeknallt halten.

Ich mache hier eine etwas längere Pause, schwelge in Erinnerungen von der Tourplanung und an den Start in Lindesnes der mir jetzt schon so ewig lange her vorkommt und esse eine Kleinigkeit. Dann mache ich mich weiter auf den Weg.

Nun steigt der Weg entlang der Bolna nochmals an um einige Kilometer weiter 400 hm ins Bjøllådalen abzufallen. Als ich endlich an der Hängebrücke über die Bjøllåga gehe krieche ich fast auf dem Zahnfleisch. Der Abstieg hat endlos viel Kraft gekostet. Ich mache nochmals Pause und nehme die letzten 8 km zur Krukkistua in Angriff.

Der Weg zieht sich nochmal wie Kaugummi und ist ein stetiges auf und ab. Hinter mir fängt es sich an zuzuziehen uns es wird immer dunkler. Der versprochene Regen für den Abend ist wohl im Anmarsch.

Irgendwann begegnen mir zwei Jungs mit Trekkingbikes die mit Taschen vollgepackt sind. Erst zweifle ich ein wenig daran was ich sehe, aber doch da schieben zwei Jungs Trekkingbikes durch das Fjell. Als die beiden vor mir stehen spreche ich sie an warum sie Fahrräder durch das Fjell schieben. Eine Antwort bekomme ich leider nicht. Nur ein Hey und dann schieben sie mürrisch blickend ihre Bikes durch den Matsch.

Kurz bevor der Regen einsetzt erreiche ich die Krukki. Ich beziehe die neuere Krukkitunet, hole Wasser und esse etwas. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Sauna die es hier geben soll und werde auch schnell fündig. Ich heize den Ofen an und mache zwei Saunagänge. Die Wärme tut den geschundenen Knochen richtig gut.

Mittlerweile hat es sich so richtig eingeregnet. Ich mache mir in der Hütte Radio an und werfe mich mit nem Turmat und einer Tasse Tee auf die Couch.

Am nächsten morgen kübelt es immer noch und fragt nicht wie. Auf dem weg zum Toilettenhäuschen bin ich zum ersten mal nass und ich überlege schon hier noch einen Tag zu bleiben, aber ich will auch zur Lønsstua. Ich will mich auf dem Weg zur Saltfjellstua entscheiden. Nach der Hütte würde ein 400 hm Anstieg auf mich warten.

Es sind nur 5 km bis zur Saltfjellstua, aber es ist so am schiffen das dass Wasser in Bächen die Wege runterläuft. Beim Abstieg zu einem Bachlauf kommt das total aufgeweichte Erdreich unter meinen Füssen ins rutschen und ich mit. Ich falle auf meinen Allerwertesten und rutsche einen guten Meter den Hang runter. „Ok das wars“ brülle ich raus! Ich laufe nur noch bis zur Saltfjellstua und mache dort einen Tag Pause.

Regen und kein Ende

Morgen geht es dann weiter zur Lønsstua.

Als ich die Hütte erreiche macht sich gerade ein norwegisches Paar auf den Weg. Sie wollen zur Lønsstua und wenn sie nicht weiter kommen bauen sie ihr Zelt auf.

Wir quatschen eine ganze Zeit. Die beiden sprechen mich auf die beiden Jungs mit den Bikes an ob ich sie getroffen hätte. Ich erzähle das sie mir am Vortag begegnet sein aber nicht mit mir geredet hätten. Die beiden meinen nur das sie echt komisch gewesen sein als sie ihnen gestern über den Weg liefen.

Die beiden verschwinden in Richtung Lønsstua und ich hänge meine Sachen zum trocknen an den noch warmen Ofen.

Zum Abend hin wird es hier richtig voll und zum ersten Mal erlebe ich eine DNT Hütte die bis zum letzten Bett voll ist. Ein paar Wanderer bauen direkt draussen ihr Zelt auf. Obwohl es so voll ist wird der Abend noch sehr schön. Ich sitze mit einem deutschen Pärchen am Tisch und wir leeren ihren Weinschlauch. Mit einer ordentlichen Bettschwere verziehe ich mich dann irgendwann in meine Kammer.

Am nächsten morgen verlasse ich leise und mit etwas brummenden Kopf die Hütte und mache mich auf zur Lønsstua. Es ist mit gerade einmal 8 Grad angenehm frisch zum laufen und zum ersten mal seit langer Zeit laufe ich nicht direkt aus.

Der Weg windet sich auf und ab und ich erreiche die Brücke über die Bjøllåga.

Saltfjellstua

Dahinter steigt der Weg nun fast 500 hm an. Nach den ersten 100hm kommen die Schuhe aus und ich darf noch einen grossen Bach furten. Das Wasser ist eiskalt und macht nun auch die letzten Gehirnzellen wach.

Morgendliche Kneippkur

Gestern hatte ich wegen des Regens noch ein wenig schiss vor dem Aufstieg. Nun wo ich mich hoch quäle merke ich jedoch das der Weg halb so wild ist. Tja, hätte ich das gestern bloß gewusst. Egal, der Tag tat dennoch gut.

Auf Höhe angekommen geht es nun Kilometerweit über Geröll in allem Größenordnungen. Ich hatte mal den Namen „Tal der Steine“ irgendwo gelesen und das trifft echt zu.

Ich bin echt froh das es nicht regnet und das Geröll trocken ist. Auf nassen und rutschigen Untergrund würde ich wohl eine Ewigkeit hier oben verbringen.

Auf Höhe des Lønstindvatnet mache ich Pause. Ich befinde mich hier oben auf knapp 1100m Höhe und es geht ein ordentlicher Wind. Meine Uhr die ich am Schultergurt trage zeigt mir nur noch 5 Grad an und zum ersten Mal ist mir so frisch das ich aus dem Rucksack die Thermojacke heraus hole.

Das erste Mal unterwegs in warmen Sachen

Kurz bevor ich weiter will sehe ich wie es sich von Osten her um die Gipfel herum zu zieht. Es wird doch wohl nicht regnen wollen? Doch will es! Ich bekomme die ersten dicken Tropfen ab und fange an mich in die Regenbekleidung zu werfen. Als ich weiter laufe öffnen sich langsam die Schleusen. Der halbe Weg liegt erst hier oben hinter mir und bis zum Abstieg ans Kjemåbekken sind es noch sicherlich 5-6 km.

Der Weg bis dorthin wird eine richtige plackerei und ich bin froh von dem rutschig schmierigen Geröll herunter zu kommen und nun auf Grasland weiter zu laufen. Nach einiger Zeit führt mich der Weg an den Fluss heran. Hier gabelt sich der Weg. Ich könnte jetzt durch den Fluss waten und dann den kürzeren Weg nehmen, oder auf dem Weg bleiben und immer zu rechten des Flusses laufen. Ich entscheide mich für die letztere Alternative, da der Fluss bei Option A später nochmals gequert werden müsste und Wasser habe ich jetzt schon mehr als genug.

Mittlerweile hat es sich so richtig eingeregnet. Es schüttet auch wieder so kräftig das die Schuhe den Wassermassen nachgeben und alles hinein lassen. Ich bin echt froh wie ich den Weg um das Kjemåfjellet und die letzten beiden Kilometer auf extrem rutschigen Felsplatten hinter mir habe.

Seit geraumer Zeit kann ich schon den Bahnhof von Lønsdal sehen. Dann bin ich auch irgendwann endlich da und laufe unter den Gleisen hindurch und hoch zum Bahnhof. Dem letzten Kilometer bringe ich auf der Strasse zur Lønsstua hinter mich, biege auf einen Seitenweg ab und stehe endlich total gebadet vor den beiden Hütten.

Ich schäle mich aus den nassen Regensachen und betrete Barfuß die grosse Hütte. Es sind drei Leute drin und der Ofen ist voll am bollern. Herrlich! Doch was muss ich da zu hören bekommen? Die Hütte ist reserviert und später laufen noch mehr Leute ein. Na gut, beziehe ich eben die kleine Hütte.

Schnell die nassen Sachen geschnappt und alles rüber geschlört. Dort komme ich mit einer Norwegerin ins Gespräch die ihrer Tochter gerade ein Verpflegungspaket hierher gebracht hat. Die Tochter läuft nämlich auch NPL und ist in Alta gestartet.

Sehr schön denke ich mir, da kann ich das Mädel doch gleich nach dem Weg morgen ausfragen

Später sitze ich mit beiden auf der Bank und wir unterhalten uns über die Tour, das Wetter, ja eigentlich über allen Kram. Sogar darüber was man gerade alles gerne essen würde. Da fallen mir einige Sachen ein! Aber ein Burger wäre schon mal ein Anfang.

Abends beim essen frage ich das Mädel nach dem Weg vom Junkerdalen durch das Skiferbruk Hammaren Tal. Dort führt ein nicht mehr benutzter Weg durch das Tal und würde die Route um einige Kilometer abkürzen. Nur hatte ich vor kurzem gehört das ich da nicht mehr durch kommen würde, da ein Teil des Hanges abgerutscht wäre.

Das wäre nicht so versichert mir das Mädel. Sie ist sort mit ihrem Hund durch. Der Weg wäre zwar stellenweise schwierig aber machbar.

Spät am Abend wird es dann auch bei uns in der Hütte voll und alle Betten sind belegt. Am morgen liegt sogar jemand mit Schlafsack auf der Bank. Dann hoffe ich mal das ich den nicht wecke, es ist ja noch nicht mal um sechs.

Ich schleiche so leise wie möglich mit dem Rucksack durch den Raum und bringe ihn auf die Terrasse, dann mache ich mir frühstück.

Um sieben gehts dann los. Für heute ist sehr viel Regen und stürmischer Wind angesagt. Bevor das beides einsetzt möchte ich ganz gerne schon über das Viskisfjell drüber sein.

Ich laufe zur E6 runter und quere diese rüber zur Lønselva und der Hängebrücke die dort über den Fluss geht.

Dann geht es über Felsplatten und Bohlenwege stetig bergauf. Der Weg ist super in Schuss und hier macht es richtig Spass zu laufen. Hinzu kommt das der Fels trocken und nicht rutschig ist. So komme ich extrem gut voran und passiere schon bald die Hängebrücke am Viskisvatna.

Man merkt es den kleinen und grossen Fließen an das es seit Tagen regnet. Alle sind bis zu, Rand gefüllt und bald wollen sie über die Ufer treten.

Hochwasser im Viskisfjell
Ich bin auf jeden Fall echt froh das ich hier überall Bohlen und Brücken zum queren habe. Nur an einer Stelle hat sich der Weg in einen Bach verwandelt und das Wasser des Sees ist schon ein wenig über den Weg geschwappt.

Jetzt muss ich aber nur noch ein paar Anstiege nehmen und dann laufe ich auch schon in Richtung Junkerdal Turistsenter. Meine Hoffnung dort etwas zum Mittagessen zu bekommen wird auch schnell zu nichte gemacht. Ok ich hatte gestern schon gehört das der Imbiss dort dicht hat, aber ich hatte irgendwie gehofft das er zumindest am Wochenende auf hat. Mache ich eben draussen Pause und esse einen Keks und trinke kalten Tee. Ist fast genauso gut wie ein Burger und ne Cola. Man muss es sich nur schön reden.

Nach der Pause geht es über den Campingplatz und über die Gamfossbrua. Ein kurzes Stück dahinter zweigt nun mein Weg rechts ab. Anfangs ist er noch ein ordentlicher Waldweg, nur ändert sich das mach ein paar Kilometern. Passend als der Weg zwischen Farnen, Sträuchern und Bäumen verschwindet öffnen sich die Schleusen. Ist ja klar das der Regen im ungünstigsten Moment einsetzt.

Zu dem Weg sei gesagt, das er sich entlang eines Steilhanges schlängelt und diverse Brocken jeglicher grösse von regelmässigen Steinschlägen zeugen. Auch gibt es des öfteren kleinere und grössere Erdrutsche und an einigen Stellen ist der Weg in die Skaitielva abgerutscht. Daher sollte der Weg nur mit größtmöglicher Vorsicht begangen werden.

Nun stehe ich da im strömenden Regen und darf entlang einer Abbruchkante laufen und entlang von Felsblöcken krabbeln.

Ablürzung durch das Skiferbruk Hammaren Tal
Völlig durchnässt komme ich wieder auf dem Feldweg am Ende der Schlucht heraus und laufe den letzten Kilometer hoch zur Trygvebu DNT Hütte. Eigentlich wollte ich es noch bis zur Argalad Hütte schaffen, aber die 7 Kilometer klemme ich mir für heute.

Kurz nach meiner Ankunft schauen zwei Mädels vom DNT rein und werfen einen Blick in die Besuchsprotokolle. Wo sie gerade her kommen würde ich gerne wissen. Sie sind den Tag von der Balvasshytta über die Argalad hierher gekommen, antworten sie mir. Als ich sage das ich am überlegen bin zur Argalad zu gehen raten sie mir direkt davon ab. Die Wege sind durch den Regen gerade am absaufen und ich solle lieber hier bleiben. Also kommen die ganzen nassen Sachen auf die Leine und ich stelle jetzt erst fest das sich auf meinem Smartphone in seiner Regen ohne ende Kondenswasser gebildet hat. Schnell hole ich es aus der Hülle und trockne es ab, aber es schein schon zu spät zu sein. Das Display flackert nur noch und ich schalte es ganz schnell ab. Offenbar hat die Wasserdichte Hülle des IPhones irgendwo nicht richtig geschlossen und es konnte die ganze Zeit Feuchtigkeit eindringen. Ich merke wie ich zu kochen anfange und rege mich tierisch auf! Normalerweise habe ich das Handy immer bei Schlechtwetter zusätzlich im Packbeutel beim restlichen Elektronikkram. Aber da ich vorhin die Kamera wegen des Regens in den Rucksack gepackt hatte habe ich das Handy in der Jackentasche gelassen um zumindest das ein oder andere Foto vom Skiffhammaren Tal machen zu können. Und jetzt habe ich wohl meine Kommunikation nach Hause geschrottet.

Das Smartphone bleibt bis zum nächsten morgen am Ofen liegen damit es trocknen kann. Einschalten werde ich es erstmal nicht, ich will den Schaden nicht noch vergrössern.

Ich habe ihr auf der Hütte Molbilnetz und checke den Wetterbericht mit dem Tablet für die kommenden Tage. Sonntag soll es nochmal so richtig schlecht werden, aber dann tritt endlich langsam Besserung ein.

Ein gutes hat der Abend dann noch. Ich entdecke durch Zufall das Visit Norway meinen Bericht „Durch das Børgefjell nach Umbukta“ unter neues aus Norwegen 2018 veröffentlicht hat. Ich freue mich wie ein Schneekönig darüber und für eine Zeit ist das Dilemma mit dem Handy vergessen.

Am nächsten Morgen starte ich vor 8 Uhr in Richtung Argalad. Dort will ich mach den ersten 7 Kilometern Pause machen und mir diese berühmte Hütte einmal näher anschauen.

Der Weg führt wieder durch hohes Gras und Bauch hohe Wildblumen hinunter zur Skaitielva. Da es schon wieder am nieseln ist und durch den Regen der letzten Tage ist der Weg ein einziges herum gerutsche.

Skaitital

Wenn es trocken ist kann man hier sicherlich super laufen und die Landschaft ohne dieses ganze grau und den Dunst wäre wahrlich ein Traum.

Aber jetzt bin ich so auf den Boden fixiert das ich nicht viel mitbekomme und ich wusel mich so durch die Landschaft bis die Argalad Hütte in Sicht kommt.

Traumhaft liegen die beiden Hütten da. Direkt an der Skaitielva mit kleinen Bänken und Feuerstellen. Hier hätte es mir gestern gefallen können, aber die Wege stehen ja jetzt noch großteils Knöcheltief unter Wasser.

Ich mache hier eine Rast und schaue mir die beiden Hütten von innen an. Die ältere von den beiden ist auch direkt sie schönere und ich stelle mir vor wie man hier nach einem langen Tag ankommt und nach dem essen noch ein kurzes Bad im Fluss nimmt.

Argald

Für mich geht es nun weiter und ich glaube da meine Schuhe schon wieder voll laufen ist für mich heute an der Balvasshytta auch Ende.

Gut zwei Kilometer hinter der Hütte begegne ich Brendan aus Australien, der Norge på langs von Nord nach Süd läuft und in diesem Jahr den Weg bis auf Höhe Trondheim macht und im kommenden Jahr den Weg dann nach Lindesnes fortsetzt.

Ich finde es echt irre wie viele Leute doch dieses Jahr NPL oder den E1 laufen und von wo die Leute alle her kommen. Aber ein wenig erschreckend finde ich es auch, da ich immer wieder zu den Hütten gefragt werde ob es da auch was zu essen geben würde. Mir ist hier oben bereits aufgefallen das die Schränke mit überschüssigen mitgebrachten Lebensmitteln alle leergeräumt sind und ich hoffe das es kein Trend ist der sich zu den südlichen Hütten mit den Speisekammern fortsetzt.

Nach kurzem Gespräch trennen sich unsere Wege wieder und nur ein paar hundert Meter später steht eine nicht zu verachtende Fluss Durchquerung an. Das Wasser ist beissend kalt, geht mir bis zu den Oberschenkeln und hat eine reissende Strömung. Nur gut das ich mit dem Rucksack ordentlich Gewicht auf die Waage bringe und einen festen Stand nach dem nächsten habe.

Das Tal steigt nun langsam an und ich kann bald am Talausgang den Balvatnet erkennen. Aber es dauert noch zwei Stunden und noch eine weitere knackige Fluss Durchquerung bis ich zur Hängebrücke am See laufe die mich zur Balvasshytta führt.

Die Hütte entpuppt sich als Neubau der erst vor gut einer Woche eröffnet wurde. Die Hütte ist zwar klein, aber sowas von gemütlich eingerichtet das man glatt länger hier bleiben könnte.

Den Abend über verbringe ich auf dem Sofa und schaue auf den See hinaus, wie sich eine Regenfront nach der nächsten durchschiebt. Besuch bekomme ich keinen mehr und so habe wie fast immer auch diese schnuckelige Hütte hier für mich allein.

Neue Balvasshytta

Dann geht es am morgen an die Umrundung des Balvatnet und ich muss wieder mal an Martin Kettler denken, wie er bereits 2015 schrieb das die Umrundung des Sees im Sommer gut 6 Stunden dauert, während man im Winter in nur gut einer Stunde direkt über den See gelangt.

Der Weg soll sich auch noch als ziemlich hartes Stück Arbeit an diesem Tag erweisen. Nicht nur das es extrem sumpfig ist und ich mich stellenweise frage wer hier eigentlich die Bohlen auslegt, diese liegen dort wo man sie am allerwenigsten gebrauchen kann und dort wo ich sie bräuchte und bis über den Schaft absaufe liegen natürlich keine. Zu allem Überfluss darf ich auf den ersten sechs Kilometern auch direkt fünf Bachläufe furten, die allesamt Hochwasser führen. Das Wasser ist dermaßen kalt das mir bei dem dritten Bach bereits die Zehen taub werden. Insgesamt werden es an diesem Tag sieben Bäche durch die ich durch muss. Meine Füsse sind richtig taub und ich bekomme langsam Angst das ich mir eventuelle Erfrierungen zuziehen könnte.

Einer von sieben eiskalten Bächen an diesem Tag

Irgendwann tauen die Füsse auch wieder auf und ich auch endlich die hälfte des Sees umrundet. Noch immer folgt einem Regenschauer der nächste und die Temperatur liegt bei gerade einmal sechs Grad.

Balvatnet mit Skaitital

Dafür bereitet das laufen nun immer mehr Freude und zum frühen Nachmittag geht es langsam Talabwärts zur Coarvhihytta. Nun folge ich für 15 Kilometer der Strasse hinunter zum Sulitjelma Turistsenter. Ich merke zum Ende hin das ich zu wenig Pausen gemacht habe und so krieche ich letztendlich auf dem Zahnfleisch zu dem Campingplatz auf dem mein fünftes und nun vorletztes Depot wartet. Vor allem freue ich mich auf das zweite Paket mit Ersatzkleidung. Mein Merinolongsleeve und das Icebreaker Shirt werden nur noch von Nylongarn mit welchem ich die Löcher geflickt habe zusammen gehalten und müssen dringend ausgetauscht werden. Auch haben meine Smartwoolsocken die ich über alles liebe ihren Zenit dank des vielen Wassers der letzten Zeit überschritten und riechen nur noch wie ein Alt-Mecklenburger Tilsiter extra reif. Mit den Socken könnte ich Raubtiere auf Abstand halten wenn ich wollte.

Auf dem Turistsenter frage ich nach einer Hütte und meinen Paketen. Die Hütte soll 1125 Kronen die Nacht kosten! Ich schlucke dreimal leer. Eigentlich wollte ich ja hier einen Ruhetag einlegen, aber das wird mir dann doch zu happig. Zelten kann man gerade auch vergessen, da es immer noch giesst. Ich nehme für eine Nacht die Hütte, schnappe mir die Pakete und trolle mich nur noch zur Hütte Nr. 8. Die Hütte ist gros, hat zwei Schlafzimmer, ein Bad und einen grossen Aufenthaltsraum. Aber im Bad riecht es aus dem Siphon der Dusche. Hier hat schon länger keiner mehr genächtigt.

Via Messanger telefoniere ich noch mit Nadine und bekomme nun zum ersten Mal seit Start meiner Tour einen gewissen Termindruck. Sie würde gerne wissen wann ich glaube am Slettnes oder am Kap anzukommen, da Sie sich ja auch einmal langsam nach einem Flug umschauen muss wenn Sie mich abholen möchte und recht hat Sie. Grob überschlagen könnte ich die Tour in 45 Tagen am Nordkap zu einem Ende bringen.

Nach dem Telefonat kreisen meine Gedanken in alle Richtungen und mir wird nun gerade klar das ich wirklich bereits den Großteil dieser Tour hinter mich gebracht habe. Es geht jetzt bald durch Schweden hindurch, dann durch den Dividalen Nationalpark, hinüner nach Finnland und dann steht auch schon das Reisadalen und Nabar auf dem Programm und ich bin in Alta.

Aber nun verkrieche ich mich ins Bett.

Am nächsten morgen packe ich meine Lebensmittel in die Packsäcke um und mache ein Paket mit überschüssigen Sachen für mein Endlager im Norden fertig. Dann breche ich nach Sulitjelma auf, wo ich noch im Supermark ein paar Sachen für den Abend und für den Ruhetag einkaufen möchte.

Im Coop angekommen versende ich zuerst mein Paket und kaufe anschliessend für fast 50€ Lebensmittel und Getränke ein.

Dann mache ich mich an den vier Kilometer langen und fast 500hm ansteigenden Weg zur Ny Sulitjelma Turisthytte.

Der Weg hat es mit dem nun fast 30kg schweren Monster auf dem Rücken in sich und steigt stetig an. Der letzte Kilometer steigt dann ich steilen Kehren zur Hütte hin an und ich bin absolut fertig wie ich auf der Hütte ankomme.

Ich setze gerade den Rucksack ab als der Hüttenwart vorfährt um nach dem rechten zu schauen. Wir sitzen ziemlich lange vor der Hütte und unterhalten uns über meinen Weg und auch über die DNT Hütten im ganzen Land und was für ein einzigartiges System der DNT hier geschaffen hat.

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