Durch Rondane und Dovrefjell – Teil 1

Otta – Rondane Spa – Rondvassbu – Bergedalsbekken

Sonntag, 20.09.2015  Tag 1

Der Wecker steht auf halb acht und klingelt uns ziemlich unsanft aus den Federn. Aber wir müssen raus. Wir wollen ja schließlich um 11.01 Uhr unseren Zug nach Otta bekommen. Es geht rüber ins Sanitärhaus unter die Dusche, die letzte für vielleicht zwei Wochen, danach wird gefrühstückt und die Rucksäcke klar gemacht.

Nach dem Frühstück laufe ich in den Ort rein. Wir hatten am Color Line Terminal, obwohl angegeben, keinen Geldautomaten gefunden und Geld bräuchten wir noch für die Tour. Leider haben noch alle Läden zu. Der Kiwi Supermarkt macht erst um zehn auf. Auch der Bäcker und der Souvenierladen. Schade denke ich mir. Ich entdecke eine Bank und ziehe uns Geld. Ich laufe den Weg die fünf Minuten zurück. Entdecke dabei noch zwei Uralt Raupenfahrezuge. Die Dinger sehen aus als ob die bereits in den 50ern im Einsatz waren und wahrscheinlich sind sie das immer noch. Gegen zehn geh ich rüber zur Rezeption und möchte die Hütte bezahlen. Ich komme mit dem Herrn vom Vorabend noch ein wenig ins Gespräch, frag Ihn ob das mit dem Auto dort auf dem Platz stehen lassen klar geht. Er sieht darin kein Problem. War ja schließlich so abgesprochen und zeigt neben das Sanitärhaus auf eine Bank. Ich solle den Wagen einfach dort bei der Bank parken. Er fragt noch ob er den Fahrzeugschlüssel haben düfte, für den Fall das der Wagen weggefahren werden müsste. Klar kein Problem. Weiter bietet er uns an uns zum Bahnhof hochzufahren. Da sag ich nicht nein. Wir packen den Rest unserer Sachen um. Schmeißen alles nicht benötigte ins Auto. Ich park den Wagen um und wir schleppen die Rucksäcke hoch zur Rezeption. Wir steigen ein und fahren mit dem Herrn hoch zum Bahnhof. Bei den paar Minuten Fahrt fragt er uns alles mögliche über unsere Tour. Was wir vorhaben, wie lange, woher. Er scheint recht erstaunt zu sein über das was wir vorhaben. Als wir am Bahnhof ankommen bietet er uns noch an bei unserer Rückkehr eine der großen Blockhütten, mit Bad und WC, zum selben Preis wie die kleinen Hütten beziehen zu können. Wir nehmen das Angebot dankend an. Wir nehmen unsere Rucksäcke und bedanken uns noch einmal bei ihm für die Fahrt und für das Angebot mit der Hütte. Dann fährt er davon und wir stehen nun am Bahnhof von Dombås.

Wir schauen uns um, können aber nirgends einen Fahrkartenautomaten entdecken. Nadine sichtet einige Minuten bevor der Zug einfährt einen Bahnmitarbeiter und spricht ihn an. Das Ticket wird beim Personal im Zug gelöst wurde ihr gesagt. Aha!

Da fährt der Zug auch schon ein. Wir stellen die Rucksäcke in die Ecke und suchen uns einen Sitzplatz. Die Fahrt dauert eine gute halbe Stunde und geht zum größten Teil oberhalb des Tales am Hang entlang.

In Otta steigen wir aus und kämpfen uns durch eine Schulklasse mit Trekkingrucksäcken hindurch die alle den Zug stürmen wollen. Die Lehrerin kann nur verzweifelt gucken und mit dem Kopf schütteln.

Wir verlassen den Bahnhof und suchen die Fußgängerbrücke die über den Fluss zu unserem Einstieg führt. Nach einigen Minuten rumgeirre in diesem 1000 Einwohnerdorf finden wir die Brücke, queren die Strasse und machen uns an den beschwerlichen Weg die Serpentinenstrasse hoch nach Høvringen.

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Nach knapp 1,5km die quälend langsam vergehen hält neben uns ein VW Tiguan mit einem Norwegischen Pärchen drin an. Sie sprechen uns erst auf Norwegisch an, dann sind wir bei Englisch und kurz darauf bei einer Englisch – Deutsch Kombi. Die Frau am Steuer fragt, beide sind in Laufbekleidung gehüllt, direkt raus ob Sie uns mitnehmen sollen, Sie kennen den Weg die Strasse hoch und wissen wie anstrengend er ist. Die beiden haben vor hinter den Serpentinen zu parken und dort laufen zu gehen. Wir sagen nicht nein. Es sind zwar nur 5km aber immerhin. Die Rucksäcke werden kurzer Hand im Kofferraum verladen, wir steigen ein und schon geht die Fahrt die Serpentinen hoch los. Wir sind froh das wir der Strasse nicht weiter folgen müssen. Die haut richtig rein. Wir unterhalten uns die paar Minuten über alles mögliche, aber vor allem über unser Vorhaben. Dann fährt Sie auch schon rechts ran und parkt den Wagen. Wir bedanken uns für die Mitfahrgelegenheit, sie wünschen uns eine „god tur“ und so trennen sich unsere Wege.

Nach einigen Metern finden wir dann auch schon unseren Einstieg in das Wanderwegenetz des DNT dem wir nun für die nächsten zwei Wochen folgen werden.

Unser Ziel für diesen Tag soll die Myuseter Fjellstue sein die ja auch bereits auf dem Wegweiser angeschlagen ist. So gehen wir los und folgen dem Weg in den Wald hinein.

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Stetig ging der Weg durch den Wald bergan. Besonders beeindruckt haben uns hier die Moose und Flechten die sich überall auf dem Waldboden breit machten.

So folgen wir dem Weg für ein paar Kilometer und dann folgte unsere erste Bachquerung. Sie sollte nicht die letzte auf unserem Weg sein.

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Irgendwann machten wir am Weg eine kleine Rast. Das GPS zeigte schon 7km an und wir verschnauften ein wenig. Dann ging es weiter, mal über Trampelpfad, mal über Schotterstrasse. So folgten wir später einer Schotterpiste durch eine Blockhaussiedlung. Am Ende der Siedlung und deren Strasse knickte links wieder unser Wanderweg ab. Mittlerweile waren wir auch schon über der Baumgrenze und hatten bereits über 700Hm hinter uns gelassen. Die Landschaft glich Tolkiens Welt aus Herr der Ringe. Eigentlich warteten wir nur darauf das zwischen den Felsen ein Zwerg hindurch gestürmt kam.

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So folgten wir dem Weg vorbei an kleinen Seen, über Bergkuppen und durch Matsch. Eigentlich vor allem durch Matsch. Dieses schmatzende Geräusch der Schuhe im Schlamm wurde unser Sound des Fjells der uns die ganze Zeit über begleiten sollte.

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Irgendwann ging es dann endlich bergab. Unter uns sahen wir die Fjellbirken an den Hängen und in der Ferne konnten wir die Myuseter Fjellstue ausmachen. Unser Tagesziel!

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Es wurde auch Zeit das wir langsam ankamen. Die Uhr ging auf fünf zu und das GPS zeigte bereits mehr Kilometer als es eigentlich sein sollten. Oftmals führte der Weg nun durch ein durch kleine Bäche. Nicht das wir hier drüber müssten. Nein wir mussten hinterher. Denn der Bach war der Weg.

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Wir folgten weiter dem Weg hinunter. Dort unten konnte man zwischen den Bäumen das Rondane Spa erkennen. Ich hatte bei der Planung das Hotel erst berücksichtigt, es aber später aus der Planung genommen da zu teuer.

Endlich stieß der Wanderweg wieder auf einen Feldweg. Endlich! Der Rucksack drückte. Er wollte noch einmal ordentlich eingestellt werden. Und die Füsse brannten.

Wir folgten dem Weg weiter bis zur Hauptstrasse. Ihr folgten wir nach rechts zur Myuseter die wir bereits oben am Hang sehen konnten. Dann kam noch einmal ein ordentlicher Anstieg hoch zur Myuseter. Als wir um die Ecke kamen fürchteten wir schon schlimmes. Es dämmerte bereits, aber nirgends brannte Licht. Egal dachten wir uns. Laut ut.no, einem Onlinekartenwerk das sich mit den Norwegischen Wanderwegen und Hütten beschäftigt sollte bei der Myuseter eine unbewirtschaftete Hütte sein. Als wir jedoch vor der Hütte standen war da nichts mit unbewirtschaftet. Das Haupthaus war dunkel und alle Türen drumherum waren abgesperrt.

Die Hütte die man als unbewirtschaftet hätte ansehen können hatte einen Dachschaden und nicht gerade einen kleinen und das innenleben sah eher nach Rohbau aus. Aber auch hier waren im inneren alle Türen verschlossen.

Das Tageslicht ließ immer weiter nach und wir überlegten was wir machen könnten. Hier einfach das Zelt aufschlagen wäre nicht so die beste Idee gewesen. Erstens weil es ein Privatgrundstück war und wir wollten schließlich keinen ärger und zweitens weil unsere Wasservorräte fast aufgebraucht waren. Also entschieden wir uns die fast 3km zurück zum Rondane Spa zu laufen und zu schauen ob man dort noch ein Zimmer für uns hätte.

Hin und wieder fuhr das ein oder andere Auto an uns vorbei und wir müssen einen echt geknickten Eindruck gemacht haben. Wir erreichten im allerletzten Licht das Rondane Spa und traten durch die Tür . Zwei Wanderer in einer Edelunterkunft. Auch das muss ein ziemlich interessantes Bild abgegeben haben. Denn die Dame die durch die Tür kam schaute uns doch sehr verdutzt an.

Draussen hatten wir große Blockhütten gesehen und so fragte ich zuerst nach diesen ob evtl noch eine frei wäre. Frei wäre noch eine sagte Sie und ich fragte nach dem Preis. 1500 NOK also umgerechnet 160 Euro die Nacht darin sollte der Spass kosten. Das war uns dann doch zuviel. Wir fragten nach einem Doppelzimmer 1190 NOK, immer noch 127 Euro aber immerhin mit Frühstück. Wir bezogen das Doppelzimmer und kamen kurz darauf noch einmal hinunter. Wie wir erfuhren hatte die Küche bereits geschlossen und einen Kaffee oder ein Bier gab es auch nicht mehr. So ein Pech können auch nur wir haben dachte ich mir. Dafür stand an der Rezeption ein Korb mit Schokolade und Chips (Freia Mjelkschokolade und Sørensen Chips), was für eine Kombi als Abendbrot. Wir gingen noch duschen und machten es uns auf dem Bett mit Schoki und Chips bequem. Zuhause würden wir nicht einmal einen Gedanken an so eine Aktion verschwenden. Hier war es uns gerade aber sowas von egal. Wir waren fertig! Den das GPS zeigte für den ersten Tourentag über 18km. Dementsprechend früh ging auch das Licht aus.

Montag, 21.09.2015  Tag 2

Gegen acht sitzen wir am Frühstückstisch. Es gibt Rührei, eine schöne Wurst und Käseauswahl, frisches Handgeschnittenes Brot und vor allem Kaffee.

Wir gehen wieder hoch und packen unsere Sachen zusammen. So um zehn stehen wir an der Rezeption bezahlen unser Zimmer und den Süßkram und machen uns auf den Weg zur Rondvassbu DNT Hütte. Wir nehmen den Weg vom Vortag zur Myuseter und folgen der Strasse rechts ab Richtung dem Parkplatz Sprangen.
Das heißt für uns heute nur gute 150 Hm.

Wir folgen der Strasse hinauf, vorbei an Blockhütten. Die ein oder andere schaut echt ein wenig teurer aus.

Wir bleiben an einer Kuppe stehen und blicken zurück ins Pungdalen aus dem wir gerade kamen. Man kann noch das Rondane Spa erkennen und wir sehen auch wo wir den Tag zuvor her gelaufen sind. Schaut von unserer jetztigen Position auch nicht ohne aus.

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Nach etwas über 2km legen wir an einer Bank am See eine kleine Rast ein. Wir schießen ein paar Panoramen, ein Selfie für die Bekannten und Arbeitskollegen und genießen die Aussicht auf den See und den dahinter liegenden Randen mit seinen 1397m.

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Dann machen wir uns wieder auf und folgen der Strasse. Das gute Wetter nutze ich um unsere Akkus am Solapanel wieder aufzuladen.

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Nach weiteren 2,5km stehen wir auch schon am Parkplatz Sprangen. Ab hier beginnt der Rondane Nationalpark.

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Leider scheint das Wetter nun auch nicht mehr ganz so mitspielen zu wollen und es schaut doch sehr nach Regen aus. Wir ziehen vorsichtshalber die Regencapes über die Rucksäcke. Dann werden noch schnell ein paar Fotos gemacht und es geht weiter. Gut die hälfte der Strecke des Tages ist geschafft und es ist noch früh am Tag.

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So folgen wir der Strasse immer zur rechten des Stora Ula bis zur Rondvassbu. Auf einem Teilstück folgen wir für ein paar hundert Meter einem von der Strasse abgehenden Wanderpfad, der aber schon bald wieder auf die Strasse führt.

Dann kommt auch schon die Rondvassbu in Sicht.

Wir überqueren eine Holzbrücke und staunen ein wenig über den durchrauschenden Gebirgsbach. Zur linken steht ein Wegweiser und zeigt uns bereits an wo es am nächsten Tag für uns lang geht.

Wir setzen unseren Weg fort und erreichen um 15 Uhr die Hütte. An einer Bank in der Hütte setzten wir die Rucksäcke ab, ziehen die Schuhe aus und melden uns an der Info. Schnell ist auch eine Übernachtung im Bettenlager mit Abendbrot gebucht. Aber zuerst lassen wir es uns bei einem Bier, für läppische 79 NOK also 8,50 Euro, und Kakao auf einer der Eckbänke gut gehen.

Danach schleppen wir unsere Sachen ins Bettenlager hoch, werfen uns auf die Schlafsäcke und dösen weg.

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Um ca 18 Uhr werden wir wieder wach und entschließen uns in einer halben Stunde wieder runter zu gehen, da wir der Meinung sind das es wohl gegen 18.30-19 Uhr Abendessen gibt. Kaum ausgedacht klopft es an der Tür und das Mädel von der Info steht vor uns. Man wartet mit dem Essen auf uns. Mist! Wir sind zu spät dran. Sie verschwindet ganz schnell wieder und wir machen uns auch auf den Weg. Im Haupthaus angekommen suchen wir zuerst den Speisesaal, werden dann aber von dem Mädel von vorhin hin geführt. Am Tisch sitzend gibt es zuerst passierte Erbsensuppe. Lecker! Gefolgt vom Hauptgang, Schweinebraten in Senfrahmsoße mit einem Apfel-Zwiebel-Krautsalat und kleinen gebratenen Drillingen. Lecker!!! Zum Schluss gibts noch Mousse au chocolat als Dessert. Bei der Bewirtung und dem Essen kann der Abend ja nur noch super werden. Nach dem Essen gehen wir noch einmal ins Bettenlager, holen unsere Lese und Schreibbeutel und kehren ins Haupthaus auf die Eckbank zurück. Beim Tourbericht schreiben fällt uns in der Dämmerung auf der anderen Seeseite ein Wanderer auf der umher irrt. Erst dachten wir uns das er halt mit dem letzten Licht einläuft, später jedoch mache ich mir doch schon ein wenig nen Kopf. Erst läuft er den Berghang hoch um dann wieder herunter zu kommen. Dann nimmt er den nächsten Anstieg, kommt jedoch auch dort wieder runter. Ich überleg bereits ob ich meine Schuhe anziehn und auf ihn zulaufen soll. Aber irgendwann ist er verschwunden. Nadine und ich mutmassen das er auf der anderen Seite des Flusses zu der Nothütte Krokatbekku will, bis er irgendwann kurz vor der Brücke auftaucht um gleich wieder zu verschwinden. Plötzlich steht er am Ufer des Sees und verschwindet auch dort wieder. Wir mutmassen weiter das der Weg nur sehr schwer zu sehen ist. Irgendwann jedoch hat er dann doch den Weg gefunden und steht in der Hütte. Er nimmt ein Einzelzimmer und fragt nach heiß Wasser und ob er sein Outdoor Essen in der Hütte verzehren könne. Auf den Rest achten wir nicht mehr weiter. Wir lesen noch ein wenig und ziehen uns gegen 22 Uhr zurück ins Bettenlager. Beim Licht einschalten fiel uns auf das wir besuch hatten. In der Ecke lagen zwei Schlafsäcke gehüllte Damen. Also ganz schnell das Licht wieder aus.

Dienstag, 22.09.2015  Tag 3

Um halb acht ist die Nacht vorbei. Eigentlich war die Nacht ja bereits in der Nacht vorbei, als die beiden Frauen meinten sie müssten ein Duett schnarchen. Da dies nun ein Geräusch ist das ich auf den Tod nicht ab kann suchte ich meine Ohrenstöpsel heraus. Leider half das alles nichts, denn die beiden legten im laufe der Nacht noch an lautstärke zu. Ich bekomme in solchen Nächten immer das Bedürfnis mit einem Kissen oder was ich auch gerade finde zu zuschlagen.

Als wir am Frühstückstisch saßen kamen die beiden Damen auch herein geschlichen. Sie sehen ziemlich ausgeschlafen für das geschnarche aus. Müsste das nicht eingentlich anstrengend und ermüdend sein?

Zum Frühstück auf der Rondvassbu muss ich sagen das sich das Rondane Spa da noch was abschauen könnte. Die Auswahl gigantisch, das Brot super lecker. Also alles was man will.

Wir frühstücken in aller Ruhe, räumen danach unsere Sachen zusammen und stehen um 10 Uhr abmarschbereit vor der Hütte. Heute soll es über den Rondhalsen zur Dørålseter Turisthytte gehen. Leider spielte das Wetter nicht so wirklich mit und wir beschlossen schon an der Hütte auf Regenjacken zu setzen. Im Zweifelsfall wären die Regencapes der Rucksäcke und die Regenhosen schnell drüber gezogen.

So ging es die 300 Meter zurück bis zur Brücke vom Vortag und bogen nach rechts hinein auf den Wanderweg. Hier an dieser Stelle liegt auch die Zeltwiese wenn man an der Rondvassbu übernachten möchte. Da ziehe ich das Bettenlager doch vor.

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Wir folgten den Weg bergan und über einen Wildbach.

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Ab jetzt hieß es Höhenmeter machen. Es ging den Berg hinauf über den Rondhalsen (1647m) und auf der anderen Seite wieder hinunter ins Rondvassdalen.

Nach ein paar Kilometern begegnete uns ein Wanderpärchen aus Hamburg. Die beiden anfang 20er, wie wir vermuteten, waren innerhalb von zwei Stunden über den Berg rüber. Wir sollten um einiges länger brauchen. Sie hatten die Nacht zuvor im Bergedalen an einem See gecampt und erzählten uns nun wie schlecht die Sicht auf dem Rondhalsen wäre und das man kaum die Steinmännchen, die nur ca. 50m von einander entfernt stehen, sehen könne und es hätte ziemlich heftig geregnet. und die Nordseite wäre wohl auch ziemlich zugeschneit.

Das es die beiden unterwegs erwischt hatte konnte man sehen. Denn sie waren beide ziemlich durchgeweicht. Wir empfohlen Ihnen sich auf der Rondvassbu aufzuwärmen.

Sie erzählten noch das Sie vom Rondane noch nach Jotunheimen und danach in die Hardangervidda wollen zum wandern und diesen Winter bereits im Sarek in Schweden unterwegs waren. Wir trennten uns nach einer Weile wieder und stiegen weiter dem Gipfel entgegen. Irgendwo auf halber Strecke wurde die Sicht wirklich schlechter. Jedoch nicht so schlimm wie die beiden sagten. Aber Eisregen gesellte sich zu dem eh schon bescheidenen Wetter und so holten wir die Capes und die Regenhosen heraus.

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Es war so halb zwei als wir auf dem Gipfel ankamen. Kurz vorher kamen wir an einer Weggabelung vorbei. An dieser Stelle ging ein Abzweig zum 2015m hohen Veslesmeden hoch. Wir entschieden uns dort zu einem Foto in dem Nebel.

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Und ja Schnee lag, aber nicht die Mengen die uns berichtet waren. Trotzdem gestaltete sich der Abstieg recht schwierig.

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Die Steinblöcke waren durch den Schnee ziemlich rutschig und so musste man schon aufpassen wo man hintritt. Aber irgendwann wurde der Schnee weniger und die Sicht klarte auf. Wir nutzten den Aussichtspunkt ins Bergedalen für eine Pause. Mittlerweile war es bereits 15 Uhr und wir lagen schon hinter unserem Zeitplan zurück. Eigentlich hatte ich vorgesehen das wir um drei bereits im Tal wären. Aber bisher lief ja nichts so wie es laufen sollte.

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Wir gingen weiter und kamen dann auch an den steilen Teil des Abstiegs von dem uns berichtet wurde.

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Auch diese Passage nahm Zeit in Anspruch und so kamen wir noch weiter hinter dem Zeitplan im Rondvassdalen an. Nun ging es berauf bergab durch das Tal, kamen an dem See vorbei den wir schon in der Ferne vom Berg aus sahen und an dem die beiden Hamburger gecampt hatten aber entschieden uns wegen des mittlerweile einsetzenden Nieselregens gegen dieses Lager. Ein Fehler wie sich später herausstellen sollte. Es ging die Steigung hinauf, über Geröllfelder und durch den ersten größeren Bergbach.

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Weiter ging es die Steigung hoch bis zu einem Wegweiser. Hier gabelte sich der Weg. Rechts zur Bjørnhollia und links zur Dørålseter. Also weiter links durchs Bergedalbekken. Der Weg wurde nun steiniger. Es ging teils über ziemlich große Granitblöcke hinweg und bei dem tritt auf einen dieser Blöcke zog mich die Schwerkraft nach unten.  Ich sah noch wie meine Füsse in die Luft flogen und dann krachte ich auch schon auf die linke Seite. Der Felsblock war durch den Regen glatt wie mit Schmierseife eingerieben geworden. Für einen Augenblick blieb ich da regungslos liegen. Passiert war nichts. Mir zumindest nicht. Jedoch bin ich auf der Spiegelreflexkamera von Nadine gelandet. Und ich machte mir gerade mehr sorgen um die Kamera als um mich. Erst als Nadine mich ansprach reagierte ich und sagte ihr das alles ok wäre. Ich löste den Hüftgurt des Rucksacks und streifte mir das 23kg Monster vom Rücken. Mit diesem auf der Seite liegend war aufstehen unmöglich. Ich stand auf, schulterte ihn wieder und wir machten uns weiter auf den Weg. Wir folgten weiter dem Weg durch das Tal. Mal an einem Steilhang entlang. Mal geduckt unter Felsblöcken hindurch, dann wieder durch dicken Schlamm. Wie ich schon schrieb der Sound des Fjells. Ein eigentlich imm währendes Geräusch.

Der Weg führte uns nur durch Geröllfelder und langsam fing es an zu dämmern. Wirklich bemerkten wir es erst als sich über uns ein Feuerroter Himmel zeigte und sich der Tag verabschiedete. Da begriffen wir das wir langsam einen Lagerplatz finden sollten, da das Ziel Dørålseter nicht mehr zu schaffen wäre. Aber weit und breit ergab sich keine möglichkeit das Zelt aufzuschlagen. Entweder ging es zur rechten Steil bergauf und zur linken steil abwärts, oder wir liefen durch Geröllfelder. Also kramten wir unsere Kopflampen heraus. Mittlerweile hatten wir bereits über 13km hinter uns. Davon etwas über 6km über den Rondhalsen. Der uns zeitlich ziemlich aufgehalten hatte. Dafür und das wir nicht am See gelagert haben sollten wir nun bezahlen. Wir liefen im Schein unserer Kopflampen weiter über Geröllfelder immer nur nach den roten „T´s“ die den Weg markieren ausschau haltend. Irgendwann in der dunkelheit zog es mich ein zweites mal zum Boden hin. Ich muss irgendwo an einem Stein oder einer Wurzel hängen geblieben sein und knallte ziemlich unsanft auf die Steine. Nur leider hatte sich der Fuss immer noch verhakt und so schmerzte er ziemlich unschön. Es wurde jetzt langsam dringend Zeit das wir einen Lagerplatz finden würden. Eigentlich sollten wir der Hütte schon sehr nah sein. Aber Weit und breit war nichts in Sicht. Hinter jeder Kurve sagte ich meiner Frau das sie gleich kommen müsste. Nachdem wir bereits 18km hinter uns hatten und es bereits nach 21 Uhr war ging es einen Abhang runter. Dort folgten wir einem Wildbach. In der Hoffnung hier einen Platz fürs Zelt zu finden leuchtete ich die gesamte Umgebung aus. Zunächst sah es nicht so aus als ob es dort einen idealen Platz geben würde da überall nur Sträucher den Boden bedeckten und wir das Zelt nicht kaputt machen wollten. Doch bald wurde ich endlich fündig. Nadine trottete bereits nur noch hinter mir her. Ich sagte ihr das diese Stelle recht gut aussehen und wir es hier versuchen würden. Sie streifte ihren Rucksack ab, setzte sich hin und meinte nur das sie nicht mehr könne. Konnte ich verstehen, ich war auch fertig und der Fuss schmerzte. Schnell war das Zelt aufgebaut und die Isomatten aufgeblasen. Zu essen gab es noch ein paar Bundeswehrkekse und etwas Schokolade. Dann löschten wir das Licht. Aber an Schlaf war erst nicht so wirklich zu denken. Dafür brannten uns zu sehr die Beine und Füsse. Aber der schlaf sollte bald kommen.

Norwegen 2015 – Teil 2

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